Optimale Vorbereitung auf den Ruhestand im Ausland

Sie haben Ihr Leben lang hart gearbeitet. Sie sind nicht unbedingt an Deutschland gebunden. Sie können sich ernsthaft vorstellen, Ihren Lebensabend im Ausland zu verbringen. Wenn Sie diese drei Sätze gelesen und dabei gedanklich dreimal genickt haben, dann könnten vielleicht auch Sie bald zu der wachsenden Gruppe deutscher Rentner und Pensionäre gehören, die sich ihr Altersruhegeld ins Ausland überweisen lässt. Im Jahr 2020 waren das schon fast 250.000 (!) - Tendenz: beständig steigend.

Es gibt für diesen Trend die unterschiedlichsten Motive, die vom Traum eines Lebensabends im Paradies, über steuerliche Gründe, bis zu Frustration mit der Situation im eigenen Land reichen. Für alle, die diesen Schritt tatsächlich gehen wollen, ist jedoch eines viel wichtiger als die Ursachen und von entscheidender Bedeutung, nämlich, eine optimale Vorbereitung!

Und es sei gleich hier schon einmal erwähnt: Wer kann, sollte sich dabei professionell beraten lassen, denn wer heute in Rente oder Pension geht, hat gute Chancen noch 30 Jahre oder länger seinen Lebensabend genießen zu können. Ein langer Zeitraum - der entsprechend organisiert und geplant sein will.

Wer mit Ruheständlern spricht, die bereits im Ausland leben, wird feststellen, dass sich fast alles auf drei Kernfragen reduzieren lässt, die alle irgendwie miteinander verwoben sind:

  1. Wo fühle ich mich wohl?

  2. Unter welchen Umständen fühle ich mich gut aufgehoben?

  3. Bin ich ausreichend bzw. bestmöglich abgesichert?

Kaum jemand, der im Alter nach einer Auswanderung wieder nach Deutschland zurückkehrte, hat diese Fragen im Vorhinein ausreichend durchdacht. Oft fehlte es, wenn man die Blogs von im Ausland gescheiterten Senioren liest, schon bei den Voraussetzungen. Sehen wir uns daher die oben gestellten Fragen unter der Grundannahme, dass jeder seinen Lebensstandard im Alter mindestens halten möchte, etwas näher an:

1. Wo fühle ich mich wohl?

Idealerweise sollte sich die Antwort auf die erste Frage aus den beiden anderen ergeben, sofern nicht wichtige Gründe dagegensprechen. Tatsächlich ist das jedoch eher selten der Fall. Das Deutsche Institut für Altersvorsorge hat eine Übersicht veröffentlicht, die zeigt, dass es die meisten deutschen Rentner und Pensionäre bisher in die Schweiz und nach Österreich gezogen hat. Weitere EU-Nachbarländer (Italien, Frankreich, Holland), sowie die bei vielen Deutschen bereits als Urlaubsorte beliebten Länder Spanien, Türkei und Griechenland, sind ebenfalls beliebte Ziele für den Altersruhesitz. In Übersee dominieren bis heute vor allem die USA und Kanada.

Daraus lässt sich leicht ableiten, dass sprachliche, kulturelle und oft auch räumliche Nähe zur Heimat sowie persönliche Erfahrungen und Bindungen weiterhin eine bedeutende Rolle spielen. Sprechen Sie ausschließlich Deutsch, werden Sie sich im Ausland in aller Regel eben in Österreich, der Schweiz oder im italienischen Südtirol am wohlsten fühlen. Wer Familie in den USA oder Kanada hat, den wird es eben dorthin ziehen. Und wer am liebsten Urlaub in Spanien oder Frankreich gemacht hat... Sie erkennen das Muster!

Doch die Welt ändert sich, und mit ihr die Menschen und deren Vorstellungswelt. Und so steigt auch die Zahl derer, die ihren Ruhestand im Ausland in Ländern wie z.B. Dubai, Thailand oder Costa Rica genießen. Die Gründe für die Wahl des Landes für den Ruhestand werden also tendenziell (etwas) weniger persönlich-emotional, und stattdessen rationaler oder, wenn man will, berechnender.

2. Unter welchen Umständen fühle ich mich gut aufgehoben?

Die eben erwähnte, zunehmend rationale Herangehensweise zeigt sich auch bei den Rahmenbedingungen, welche den Wunschort für den Ruhestand zunehmend mit beeinflussen, sprich, den teils komplexen Fragestellungen zu den notwendigen äußeren Umständen, unter denen man sich an einem Ort im Ausland nachhaltig gut aufgehoben fühlen kann.

Hier erzählen dann auslandserfahrene Ruheständler beispielsweise davon, dass von ihrem Altersruhesitz aus die nächstgelegene Privatklinik mit Top-Ärzten nur 10 Autominuten entfernt liegt oder ein internationaler Flughafen nur 30 Minuten, usw. Es geht also unter anderem um die Infrastruktur. Banken, Internetzugang, Apotheken, Möglichkeiten zum Einkauf und zur Freizeitgestaltung, kulturelle Angebote, etc. einerseits, aber auch um das Thema Lebensqualität ganz generell.

Und hier wird es schnell sehr subjektiv. Jeder versteht darunter etwas anderes. Die gutsituierte Dame, die schon immer gerne in den mondänen Boutiquen der Metropolen shoppte, wird sich vermutlich auf Dauer auf Mauritius ebenso wenig wohlfühlen wie die Sonne, Strand und Meer-Liebhaberin in Toronto. Der Künstler, Maler oder Angler wünscht sich vielleicht Ruhe und Entspannung, die ehemalige Top-Managerin ein möglichst umfassendes Angebot an möglichen Aktivitäten. Manche suchen eine Gegend, in der möglichst viele Landsleute leben, andere das genaue Gegenteil. Einer verträgt kein raues Klima, für andere sind Schneestürme und Unwetter geradezu ein Lebenselixier. Sie kennen das!

Zu all dem kommen dann noch die Erwägungen zu landestypischen Besonderheiten im Auswanderungsland, wie das mögliche Vorhandensein tropischer Krankheiten, Erdbebengefahr, Vulkanaktivität, politische und wirtschaftliche Stabilität, Kriminalitätsrate, u.v.m. solcher Unwägbarkeiten, die vorsichtige Naturen gerne gleich vermeiden. Oder es geht um profanere Fragen wie "Schmeckt mir die landestypische Küche?" oder "Ist der Besitz und das Tragen von Waffen erlaubt?" Um wieder bildlich zu sprechen: Ein passionierter Jäger wird sich im Ruhestand in Costa Rica weniger gut aufgehoben fühlen als ein leidenschaftlicher Naturfotograf, und wer auf sein regelmäßiges Rentiergulasch nicht verzichten mag, ist seinem Traum in Norwegen oder Kanada wohl näher als in Thailand.

Über all diese Dinge sollte man sich also rechtzeitig vorab Gedanken machen und sie in die Planungen im Sinne von "Was muss (nicht)? Was soll (nicht)? Was kann (nicht)?" mit einbeziehen. Fragen Sie gestandene Senioren, die schon lange im Ausland leben. Fast alle können Ihnen wirklich sehr lustige Anekdoten erzählen über andere Rentnerinnen und Rentner, die meinten, dies vernachlässigen zu können.

3. Bin ich ausreichend bzw. bestmöglich abgesichert?

Dies ist wohl die Frage, deren Beantwortung die Grundlage bzw. die Voraussetzung für die Beantwortung der beiden Erstgenannten bildet. Folglich sollte sich jeder, der sich mit dem Gedanken trägt, seinen Ruhestand im Ausland zu verbringen und diese Frage nicht mit einem klaren Ja beantworten kann, ernsthaft fragen, ob es eine gute Idee ist, den Wohnsitz ins Ausland zu verlagern. Das gilt übrigens nicht nur für Rentner und Pensionäre, sondern für alle potenziellen Auswanderer.

Zwei wesentlich Faktoren sind in diesem Zusammenhang besonders wichtig:

A) Aus welchen Quellen speist sich mein Lebensunterhalt in der Rente?

Die Finanzen sind natürlich entscheidend für alle Senioren, die auswandern wollen. Mit welchem Einkommen also bestreitet man seinen Lebenshaltungskosten im Ausland? Hat man dabei ausschließlich die Zahlungen der Träger der Deutschen Rentenversicherung zur Verfügung, reduziert sich die Zahl der Optionen hinsichtlich potenzieller Länder für den Lebensabend für die meisten Rentner bereits merklich. Eine durchschnittliche deutsche Rente dürfte die Lebenshaltungskosten z.B. in der Schweiz kaum decken.

Signifikante Ersparnisse, Immobilienbesitz, Wertpapiere und sonstige Vermögenswerte erleichtern es grundsätzlich natürlich enorm, den Wohnsitz im Ruhestand ins Ausland zu verlagern. Jedoch entstehen daraus ganz eigene Probleme, die man vorab unbedingt beachten und einplanen sollte. Insbesondere sind dies steuerliche Aspekte. So kann es aus steuerlichen Gründen durchaus sinnvoll sein, bestimmte Länder als Wohnsitz von vornherein auszuschließen.

Wer zur Rente z.B. noch Mieteinnahmen aus einem Haus oder Wohnung hat, dem kann unter Umständen weiterhin der deutsche Fiskus auf der Tasche liegen.

Und wer noch signifikantes Einkommen aus Dividenden erzielt, sollte sich ebenfalls fragen, ob z.B. ein Verbleib in einem EU-Land mit bis zu 30% Dividendensteuer, sinnvoll ist. Dies gilt zum Beispiel für Unternehmer im Ruhestand, die noch Anteile an ihrem Unternehmen besitzen.

Auf der Seite der Ausgaben zur Deckung der Lebenshaltungskosten lässt sich, zur Beruhigung der weniger gut Betuchten, sagen, dass es noch genügend Orte für einen Lebensabend im Ausland gibt, an denen man mit gleicher oder sogar höherer Lebensqualität von der Rente leben kann. Das liegt hauptsächlich an der sogenannten "Geoarbitrage" also dem Umstand, dass die Kaufkraft der EU-Währung die des Landes, das man für seine Auswanderung gewählt hat, deutlich übersteigt. Klassische Beispiele sind hier Bulgarien und die Türkei.

Für Rentner, die auf die Leistungen der Rentenversicherung angewiesen sind, gilt es zudem zu beachten, dass es bei Überweisungen der Rente ins Ausland u.U. zu Abzügen kommen kann. Wer seinen Wohnsitz in ein Land der EU, nach Island, Liechtenstein, Norwegen oder die Schweiz verlegt, muss nur im Ausnahmefall mit Abzügen rechnen. Zudem hat Deutschland mit vielen Ländern außerhalb der EU Sozialversicherungsabkommen abgeschlossen, die verhindern sollen, dass bei einem Umzug Nachteile für die Rentner entstehen. Dennoch sollte man sich rechtzeitig bei der deutschen Rentenversicherung informieren.

Wer auf den zweiten Blick zu dem Schluss kommt, dass ein kompletter Umzug aus finanziellen Gründen nicht ratsam ist, dem bleibt immerhin noch die Option, die Wintermonate des Jahres zu einem quasi verlängerten Urlaub in südlichen Gefilden zu nutzen. Übrigens ein nicht selten gewählter Weg!

B) Was wäre, wenn ich erkranke?

Und zu guter Letzt ein für Senioren enorm wichtiger Punkt: Die Gesundheit. Man möchte sich im Alter nötigenfalls auf eine bestmögliche medizinische Versorgung verlassen können.

Grundsätzlich gilt: Wer bis zum Renteneintritt in Deutschland pflichtversichert war, bleibt auch bei einem Umzug innerhalb der Europäischen Union in der gesetzlichen deutschen Krankenversicherung pflichtversichert.

Allerdings gibt es viele Rentnerinnen und Rentner, für die dieses Szenario nicht zutrifft. Und das kann ganz unterschiedliche Gründe haben. Selbständige etwa, die nicht in die freiwillige Rentenversicherung eingezahlt haben, haben keinen Anspruch. Dann sind da die Länder, mit denen Deutschland kein Sozialversicherungsabkommen geschlossen hat oder auch jene Länder, in denen es schlicht nur eine private Vorsorge gibt.

Rentnerinnen und Rentnern, die auswandern wollen, werden im Ausland erfahrene Ruheständler sowie mit der Materie vertraute Experten in den meisten Fällen empfehlen, sich entweder eine private Zusatzversicherung zuzulegen oder direkt eine private Krankenversicherung abzuschließen. Wer zum Beispiel nach Malaysia auswandern möchte, den wird es freuen zu hören, dass dort die medizinische Versorgung auf sehr hohem Niveau und effizient ist. Private Krankenhäuser bieten eine erstklassige Behandlung zu wesentlich niedrigeren Kosten als in vielen anderen Ländern. Das gilt aber eben nur für privat Krankenversicherte. Die Grundversorgung ist wie vielerorts auch dort eher unzureichend und man muss mit langen Wartezeiten in Arztpraxen rechnen.

Der höhere Preis für eine umfangreiche private Krankenversicherung ist in jedem Fall eine sinnvolle und gute Investition in Ihre Gesundheit. Die Entscheidung muss aber letztlich jeder selbst treffen. Am besten frühzeitig und nicht erst, wenn man im Ausland angekommen ist.

Summa summarum

Nur drei Fragen - aber dennoch ein komplexes Thema. Dieser kurze Überblick hat eines hoffentlich deutlich gemacht: Man sollte sich auf den Ruhestand im Ausland optimal vorbereiten! Je diverser die Einkommensquellen im Alter sind und je höher die verfügbaren finanziellen Ressourcen, umso wichtiger ist es, dass Sie sich bei diesem Schritt umfassend und am besten professionell beraten lassen, um mögliche Einkommensverluste und andere Nachteile zu vermeiden.

 

Auch interessant:

Zurück
Zurück

Ab ins Ausland: So bereiten Sie sich auf Finanzamt-Fragen vor

Weiter
Weiter

Schlag gegen die Vereinigten Arabischen Emirate & Dubai: Nach grauer Liste der FATF nun auch auf schwarzer Liste der EU